Der moderne Nordseeinseltourismus muss sich neu erfinden, um auch zukünftig existieren zu können. Das nachhaltige Juist ist ein Aushängeschild für den zukunftsorientierten Inseltourismus. Der Seminarfachkurs des Jahrgangs 13 des Gymnasiums Damme verbrachte zwei Tage auf der ostfriesischen Insel Juist, um dem Konzept der Insel auf die Spur zu kommen. Innerhalb der Unterrichtsreihe „Die Erde im Wandel – Anpassungsfähigkeit in Zeiten des Klimawandels“ organisierte die Lehrerin Frau Dr. Tiggelbeck diese Nahraumerfahrung.
Aufgrund der hohen Reisekosten war die Exkursion allerdings lange vakant. Ein sehr großes Danke gilt es daher dem Dammer Kartonagenunternehmen Zerhusen und der Stiftung Rückenwind entgegenzubringen, da diese beiden Sponsoren die Exkursion nach Juist für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Damme durch großzügige finanzielle Unterstützung erst möglich machten. Auch das persönliche Engagement des Kurses durch durchgeführte Kuchenverkäufe in den Pausen des Schulalltages besserte die Reisekasse weiter auf.
Den inhaltlichen Rahmen sprach Frau Dr. Tiggelbeck mit den Schülerinnen und Schülern im Klassenraum ab, sodass thematische Zielsetzungen festgelegt wurden. An den beiden Forschungstagen sollten einerseits nachhaltige Tourismuskonzepte in Zeiten des Klimawandels von Juist sowie andererseits die geographische Genese der Nordseeinsel und die sich verändernde Inselwelt durch die Realbegegnung erarbeitet werden. Das Lernen mit allen Sinnen bildet die Brücke zwischen Theorie und Praxis, welche der Lehrerin Frau Tiggelbeck in ihrem Fach Erdkunde sehr wichtig ist. „Denken, wahrnehmen, entscheiden und Probleme lösen sind Schlüsselkompetenzen, die durch individuelle und subjektorientierte Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand für Bildung der jungen Menschen sorgen. Darum ist die Handlungsorientierung der Schülerinnen und Schüler ein Muss in der modernen Pädagogik. Nicht zuletzt hatte die Pandemie gezeigt, dass nur das Lernen mit allen Sinnen die Basis für den Lernerfolg bildet. Prozesse am außerschulischen Lernstandort eigenständig zu erforschen, erhöht die Motivation der jungen Menschen und sorgt für einen effektiven Lernerfolg, der nachhaltig gefestigt wird.“, so Tiggelbeck.
Den inhaltlichen Rahmen des ersten Exkursionstages setzte die Tourismusmanagerin der Insel, Julia Findeisen, mit ihrem Vortrag zum nachhaltigen Tourismuskonzept von Juist. Im Anschluss daran ging es für die Schülerinnen und Schüler auf Spurensuche. Es wurden Nachhaltigkeitsbeispiele auf der Insel gesucht, fotografiert und durch Kartierungen verortet. Am zweiten Tag stand dann der Nationalpark Wattenmeer im Fokus der physiogeographischen Untersuchung. Mit dem Rad fuhren die Schülerinnen und Schülern gemeinsam mit dem Diplom-Geographen Rafael Spreitzer (Mitarbeiter im Nationalparkhaus) vier Stunden lang über die Insel und sie erhielten einen sehr kompetenten Einblick in diesen besonderen Lebensraum. Das Nationalparkhaus ist seit 2018 durch das niedersächsische Kultusministerium als offizieller “Außerschulischer Lernstandort in einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)” in Niedersachsen anerkannt und zertifiziert worden.
Zum Einstieg in das Ökosystem tauchten die Teilnehmenden in die Dünenlandschaft des Weltnaturerbes ein und konnten den Hammersee als Süßwassersee in seiner Entstehung erforschen. Danach ging es mit dem Rad zum Kalfamer im Inselosten, wo der Geologe Spreitzer Einblicke in die Herausforderungen der Besucherlenkung im Spannungsfeld von Tourismus und Naturschutz im Nationalpark gab. Die Süßwasserlinse wurde genauso in den Blick genommen wie das Anspülen von Müll am Strand. Die Schülerinnen und Schüler diskutierten Lösungs-Maßnahmen und äußerten sich kritisch zur Energiegewinnung auf und im Meer. Besonders beeindruckt zeigten sich die Teilnehmenden von der ostwärtigen Wanderungsbewegung der Insel über die Jahrhunderte sowie von ganz frischen Dünenabbrüchen, deren Gründe man untersuchte. Ein Quadratmeter Strandhafer wurde als 32km langes Dünenbefestigungssystem vor Ort gesichtet und der Küstenschutz wurde kritisch beäugt. Die Teilnehmenden diskutierten Zukunftskonzepte des Inselschutzes unter besonderer Berücksichtigung des sich verändernden Klimas. Das Wattenmeer konnte auf dem Rückweg mit der Fähre nach Norddeich abschließend beobachtet werden und rundete die Exkursion ab, mit der die Teilnehmenden und die Lehrerin Frau Dr. Tiggelbeck sichtlich zufrieden waren.